Geschichte Willanzheim - Heim des Wieland
Vorgeschichte
In der Waldabteilung "Hochheimer Schlag" gibt es vorgeschichtliche Grabhügel.
Aus dem 1. Jhd. v. Chr. (Laténezeit) datiert die Willanzheimer Keltenschanze im "Großen Mühlholz". Sie wird im Volksmund "Pfaffenburg" genannt. Die Seitenlänge der Anlage beträgt 110 m. Die Wälle sind 5 m breit. Die ehemalige Toranlage wird auf der Westseite der Viereckschanze vermutet. Zur Verwendung dieser Anlage gibt es bisher keine archäologischen Untersuchungen. Funde, die um die Anlage gesammelt wurden, belegen die dazugehörige Siedlung. Man geht davon aus, dass die Umgebung zur Laténezeit nicht bewaldet war.
Der Ort entstand Anfang des 6. Jhd. n. Chr., als fränkische Gefolgsleute die Gemarkung als königliches Lehen der Merowinger in Besitz nahmen.
1868 entdeckte man Reihengräber aus jener Zeit mit Waffen und einer Goldmünze von Kaiser Justinus I. (518 -527)
Der Ortsname lässt sich vermutlich von einem fränkischen Gefolgsmann namens "Wieland" ableiten.
Ortsgeschichte
In der Folgezeit der fränkischen Landnahme entstand ein befestigter Königshof und eine königliche Eigenkirche, die St. Martin geweiht wurde und Sitz einer Urpfarrei ist.
741/42 wird Willanzheim in einer Schenkungsurkunde zur Ausstattung des neu gegründeten Bistums Würzburgs erstmalig urkundlich erwähnt.
Willanzheim genoss besondere Rechte. Das bestätigen zwei Weistümer aus dem 15. Jhd. Das eigene Halsgericht wird im Weistum von 1427 betont. "wan wir in kein gerichte und kein zent (Anm.: Centgericht) gehören noch gebunden sein".
Die Dorfherren
1137 wird die Burg (später genannt Schloss) Willanzheim erwähnt, die der "Edle Gerung", Dorfherr in Willanzheim, für ein jährliches Seelengedenken durch die Domherren, an das Domstift Würzburg schenkt.
Diese Schenkung gab das Domstift adeligen Herren zu Lehen.
So empfing um 1300 Graf Friedrich von Castell die Vogtei Willanzheim zu Lehen.
Kaiser Karl IV erwarb u. a. das Schloss, um den Weg zwischen seiner Hauptstadt Prag und Frankfurt zu sichern. Lehensmann zu dieser Zeit war Konrad von Seinsheim.
Weitere Besitzer sind bekannt:
- König Wenzel aus Böhmen (Ende 14. Jhd.)
- 1428 erwarb Hans von Wenkheim das Schloss. Es folgten Auseinandersetzungen mit dem Domkapitel wegen strittiger Rechte.
- 1517 erhielt Asmus von Ehenheim von König Ludwig II. von Ungar, Schloss Willanzheim als Lehen der Krone Böhmens.
1606 und 1611 wütete die Pest.
Um die Kirchenhoheit herrschte zwischen dem Domkapitel, dem von Ehenheim und Brandenburg-Ansbach beständiger Streit. 1629 unterstanden alle Lehensgüter zu Willanzheim der vollen Obrigkeit des Domkapitels Würzburg.
Große Verluste brachten die zahlreichen Überfälle im 30-jährigen Krieg und die Brandstiftung der Franzosen von 1649. Hierbei verbrannten wertvolle Urkunden.
Zeugen der Vergangenheit
An das Schloss (am Ortsausgang Richtung Iphofen) erinnern nur noch Gräben, Flur- und Hausnamen.
Die ehemalige Dorfbefestigung lässt sich noch heute anhand der Straßenführung gut nachvollziehen. Um 1900 wurden das obere und das untere Tor abgebrochen.
Der ehemalige "Zehnthof" (gegenüber der Kirche) hat die Jahrhunderte überdauert. Ursprünglich wurde er 1607 - 1612 als Amtshaus des Domkapitels Würzburg errichtet.
Die weitere Entwicklung
1810 kam der Ort zum Königreich Bayern.
Am 05. April 1945 wurde durch einen Tieffliegerangriff der Amerikaner 42 % des Dorfes beschädigt. Die Pfarrkirche, ein Großteil der Kirchenburganlage, 28 Wohnhäuser, 64 Scheunen und viele Stallungen waren völlig zerstört.